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KurzBiografie

Otto Witte

19.03.1884 – 19.09.1963

Der vormalige Bezirksleiter der Gärtnergewerkschaft in Frankfurt am Main sowie zeitweilige Arbeitersekretär in Wiesbaden, der sich hier 1918/19 auch als Vorsitzender des Soldatenrats profiliert hatte, ist sodann während der gesamten Weimarer Republik in vielen wichtigen politischen Funktionen hervorgetreten, so z. B. als Stadtverordneter sowie Vorsitzender der SPD-Fraktion, als Mitglied des Provinziallandtages, danach als Bevollmächtigter für die Provinz Hessen-Nassau beim Reichsrat und außerdem als Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau), dies beides bis 1933. Hatte er bis dahin schon unentwegt insbesondere den erbitterten Demokratiefeinden der NSDAP couragiert Paroli geboten, so gehörte er schließlich auch zu jenen ausnahmslos sozialdemokratischen Parlamentariern, welche am 23. März 1933 im Reichstag gegen Hitlers „Ermächtigungsgesetz“ votierten. Wie so viele andere verlor Witte nun all seine Mandate und Ämter und wurde von den NS-Machthabern zudem als Landesrat bei der Bezirks-Kommunalverwaltung für Nassau entlassen. Bereits zu jener Zeit und auch späterhin scheute er trotz polizeilicher Überwachung kein Risiko, um politisch verfolgten Gesinnungsfreunden und deren Familien Unterstützung vielfältiger Art angedeihen zu lassen. Er selbst hatte etliche Haussuchungen und viele vorübergehende Festnahmen über sich ergehen lassen müssen. Deshalb konnte er auch nur mit äußerster Bedachtsamkeit in das geheime informationelle Kontaktnetz einbezogen werden, mit dem sein Parteifreund Georg Buch damals allen Widrigkeiten zum Trotz den Zusammenhalt eines Kernbestandes der Wiesbadener Sozialdemokratie aufrechtzuerhalten suchte. 1937 wurde Witte aus Hessen-Nassau ausgewiesen. Er übersiedelte daraufhin nach Hamburg, wo er alsdann beim Landwirtschaftsamt dienstverpflichtet wurde. Am 22. August 1944 wurde er im Zuge der reichsweiten Festnahmeaktion „Gewitter“ ein letztes Mal verhaftet. Erst im April 1945 ist er von britischen Soldaten aus dem KZ Fuhlsbüttel befreit worden. Zurück in Wiesbaden stellte er sich sogleich mit Verve für die demokratische Wiederaufbauarbeit zur Verfügung, so u. a. 1946 als Präsident der Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen sowie während der beiden ersten Wahlperioden, also bis 1954, als Präsident des Hessischen Landtags.

Rolf Faber