Zitate zur Person
Dr. Hans John
31.08.1911 – 23.04.1945
31.08.1911 – 23.04.1945
Zitate von bzw. zu Dr. Hans John
In den letzten Monaten vor Kriegsausbruch traf ich im Wesentlichen nur noch mit Männern zusammen, die den Umsturz planten. Sie hatten sich schon im Frühjahr 1939 darauf eingestellt, Hitler den Krieg vom Zaun brechen zu lassen, eine militärische Niederlage in Kauf zu nehmen und mit diesem psychologischen Schock Hitler und das Regime stürzen zu können. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde nun schon auf meine Mitwirkung gerechnet (…). Ich besprach mich mit meinem Bruder Hans, damals wissenschaftlicher Assistent an der Universität Leipzig, von wo er oft nach Berlin kam, um sich bei mir zu informieren. Er war politisch viel leidenschaftlicher als ich, hatte als Student einen Kreis von Linksintellektuellen um sich gebildet und zum Entsetzen meiner Eltern sich auch nicht gescheut, mit den verschiedensten Linksorganisationen öffentlich gegen die Nazis zu demonstrieren. Als die sog. Linke keinen effektiven Widerstand gegen das Regime zustande gebracht hatte, enthielt er sich jeder politischen Aktivität und widmete sich ausschließlich seinen wissenschaftlichen Studien. (aus dem autobiographischen Rückblick von Dr. Otto John „Falsch und zu spät“ über den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944)
Vor der Machtübernahme (durch Hitler und die NSDAP) sympathisierte Dr. (Hans) John mit kommunistischen und sozialdemokratischen Gedankengängen, interessierte sich vorübergehend für den Anarcho-Syndikalismus und war Anhänger der damaligen Sozialistischen Arbeiterpartei. Nach der Machtübernahme will er sich von jeder politischen Betätigung zurückgezogen haben. (aus der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim „Volksgerichtshof“ vom 20. Dezember 1944 gegen Dr. Klaus Bonhoeffer, Dr. Rüdiger Schleicher, Dr. Hans John, Friedrich Justus Perels und Dr. Hans Kloss)
Die Angeschuldigten Dr. Bonhoeffer und Dr. Schleicher haben sich im Inland in den Jahren 1943/44 an dem von dem ehemaligen (Leipziger) Oberbürgermeister Dr. (Carl) Goerdeler zusammen mit mutlos gewordenen Offizieren und anderen Staatsfeinden betriebenen Unternehmen, unter Beseitigung des Führers durch feigen Mord oder eine andere die Möglichkeit seiner Tötung einschließende Gewalttat das nationalsozialistische Regime zu stürzen und den Krieg durch würdeloses Paktieren mit den Feinden zu beenden, beteiligt und ihre Mitarbeit zugesagt. Die Angeschuldigten Dr. John, Perels und Dr. Kloss haben von den hoch- und landesverräterischen Plänen der Verschwörerclique glaubhafte Kenntnis erlangt und gleichwohl die ihnen obliegende Anzeige dieses Vorhabens bei der zuständigen Behörde unterlassen. (aus der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim „Volksgerichtshof“ vom 20. Dezember 1944 gegen u. a. Dr. Jans John – das Todesurteil vom 2. Februar 1945 ist laut Auskunft der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand nicht überliefert)
Diese Nacht zweimal Alarm, 9 Uhr abends am 21. und heute am 22. (März 1945) um 4 (Uhr) morgens. Es ist eine für uns Gefangene angenehme Abwechslung, dass die Alarme uns so oft zusammenbringen. Die Monotonie der Zelle schwindet mehr und mehr. Ich bin immer wieder gerührt, wenn die Todeskandidaten im Luftschutzkeller in lebhafte Aussprache geraten, keine Spur von Nervosität oder Unruhe, aber ein mächtiger Hang zum Leben, das noch alle mit seinen vielfältigen Fäden und Plänen gefangen hält. Der sehr junge (Hans) John liest mit Interesse Bücher über Hormone und Gehirn aus der Gefängnisbibliothek und erbittet sich von seinen Bekannten draußen Literatur über Rechtsphilosophie und Völkerrecht. Niemand denkt an den Tod. Jeder Fortschritt unserer Feinde wird mit Erleichterung begrüßt, als weitere Hoffnung, das Leben zu retten. Dabei wünscht niemand an sich einen Sieg der Gegner. Aber dieser Sieg der Gegner ist der Vollzug des göttlichen Strafgerichts, das unser Volk als Gesamtheit auf sich gezogen hat. (Kassiber des ebenfalls zum Tode verurteilten früheren Reichstagsabgeordneten des Zentrums Dr. Andreas Hermes vom 22. März 1945 über eine Nacht im Zellengefängnis Lehrter Straße 3 in Berlin; einen Monat später wurde dieser, den die Verschwörer des „20. Juli“ als künftigen Landwirtschaftsminister vorgesehen hatten, von der Roten Armee befreit, woraufhin Hermes sich alsbald u. a. als Gründungsvorsitzender der CDU in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone engagierte)
Heute während des starken Tagesangriffs auf Berlin gegen Mittag erzählte (Klaus) Bonhoeffer mir von den furchtbaren Folterungen (Hans) Johns, der sie selbst noch bestätigte. Er wurde unmenschlich geschlagen, während auf einem Grammophon die Schmerzensschreie gefolterter Menschen ertönten. Die Gestapo hat (in ihrem „Hausgefängnis“) in der Prinz-Albrecht-Straße (8) eine vollkommene Sanitätsanlage zur Behandlung der von ihr gefolterten Häftlinge. (Bericht von Dr. Andreas Hermes aus der Haft vom 28. März 1945)