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KurzBiografie

Eugen Dengel

07.11.1881 – 07.02.1950

Der damalige Sekretär des hiesigen Verbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter sowie SPD-Stadtverordnete hatte sich während der letzten Jahre der Weimarer Republik als Stadtverordnetenvorsteher um die Gewährleistung eines weitgehend ordnungsgemäßen Ablaufs der Plenarsitzungen bemüht, welche geprägt waren von immer heftigeren Auseinandersetzungen mit den Demokratiefeinden von NSDAP und KPD. Am 2. Mai 1933 wurde er bei der reichsweiten NS-Zerschlagungsaktion gegen die Gewerkschaften kurzzeitig in SA-Gewahrsam genommen. Bald darauf ist er aus seinem gewerkschaftlichen Arbeitsverhältnis entlassen worden. Erst nach dreijähriger Arbeitslosigkeit erlangte er eine neue Anstellung bei einer Versicherungsgesellschaft. In jenen Jahren hatte er trotz der damit verbundenen Risiken Kontakt mit dem Widerstand um seinen Parteifreund Georg Buch wie auch mit dem gleichfalls regimekritischen, eher linksbürgerlichen Freundeskreis um Heinrich Roos. Solche oppositionellen bzw. widerständigen Gruppen und Grüppchen hätten bei Gelingen der Umsturzaktion vom 20. Juli 1944 umgehend aktiviert werden sollen, um dem Unternehmen alsbald eine demokratische Stoßrichtung zu geben. Obgleich er selbst sicherlich nicht in die Vorbereitungen des „20. Juli“ involviert war, wurde er im Monat darauf im Zuge der zentralen, auch ohne jeden Verdachtsgrund gegen alle früheren Parlamentarier und Funktionäre von SPD und KPD, aber auch gegen ebensolche Mitglieder bürgerlicher Parteien gerichteten Festnahmeaktion „Gewitter“ verhaftet. Nachdem er eine Zeit lang im Wiesbadener Gerichtsgefängnis in der Albrechtstraße inhaftiert war, wurde er Mitte September ins KZ Dachau verbracht. Erst am 7. Juni 1945 kehrte er, durch die Haft gesundheitlich schwer angeschlagen, nach Wiesbaden zurück. Hier wirkte er vorübergehend mit im Aufbau-Ausschuss, dem ersten überparteilichen Zusammenschluss von NS-Gegnern nach der Befreiung vom NS-Terrorregime. Seitdem engagierte sich Eugen Dengel als hauptamtlicher Stadtrat ebenso wie u. a. im Vorstand der Wiesbadener SPD für die Wiedererrichtung und Festigung der Demokratie im kommunalen Bereich.

Rolf Faber